20.02.2025 | Aktuelles
Die Ingeborg-Bachmann-Kuppel in der Kulturhauptstadt GO! 2025

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Die Kärntner Kulturstiftung KKS setzt mit der Ingeborg Bachmann Kuppel ein starkes kulturelles Zeichen bei der Kulturhauptstadt Europas GO!25 in Nova Gorica/Gorizia. Vom 25. April bis Mitte November 2025 wird die Kuppel als offizieller Programmpunkt im Herzen der Stadt zu erleben sein.
Die von Armin Guerino entworfene, begehbare Skulptur ist eine Hommage an Ingeborg Bachmann, eine der bedeutendsten österreichischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit ihrer spiegelnden Oberfläche lädt die Kuppel dazu ein, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und den öffentlichen Raum neu zu erleben. Ergänzt wird die Installation durch eine mehrsprachige Tonspur (Deutsch, Slowenisch, Italienisch, Englisch) von Gerhard Fresacher, die sich mit Bachmanns Werk und der grenzüberschreitenden Identität der Region auseinandersetzt.
Neben dem Raumerlebnis und der Audioinstallation bietet die Kuppel an drei ausgewählten Tagen eine Plattform für hochkarätige Kulturveranstaltungen. Das Programm umfasst Musik, Literatur und Tanz und wird gemeinsam mit der Kulturabteilung des Landes Kärnten und der Kärntner Kulturstiftung umgesetzt.
Die Eröffnung findet am 25. April 2025 mit einem feierlichen Festakt statt, begleitet von einem musikalischen Beitrag des Carinthischen Sommers. Zudem wird die Kuppel mit künstlerischen Beiträgen aus Kärnten bespielt: 6. Mai (Maja Haderlap, Leonie Humitsch) & 4. Juni (Anna Baar, Andrea K. Schlehwein/NETZWERK AKS).
Mit der Präsentation der Ingeborg Bachmann Kuppel in Nova Gorica/Gorizia wird Kärnten als einziges österreichisches Bundesland bei GO!25 vertreten sein – ein starkes Symbol für kulturellen Austausch und die Verbindung über Grenzen hinweg.
Weitere Infos zur Kuppel unter: https://www.bachmann-kuppel.at/die-kuppel/
Zu GO! 2025: https://www.go2025.eu/en/whats-up/events/ingeborg-bachmann-dome-opening
TERMINE
25.04.2025 – 17 Uhr: Eröffnung, Programm Carinthischer Sommer
Resonanzräume
Anna Anderluh ©Ferdinand Neumüller I Tamara Štajner ©Katharina Gossow
„Denn die Tatsachen, die die Welt ausmachen – sie brauchen das Nichttatsächliche, um von ihm aus erkannt zu werden.“ Ingeborg Bachmann Der Fall Franza
Das Nichttatsächliche, die Kunst, braucht Räume und Zeiträume, in denen die Tatsachen, die die Welt ausmachen, erkannt werden können. Die Ingeborg-Bachmann-Kuppel mit Musik zu füllen, heißt, diesen Gedankenraum als Resonanzraum zu erweitern.
Als Festival für klassische Musik sieht sich der Carinthische Sommer zuständig für das Nichttatsächliche. Die nichtgreifbare, im Augenblick entstehende und verklingende Musik findet hier einen Resonanzraum, einen Erfahrungsraum, der Erkenntnisse über den Zustand der Welt ermöglicht. Diesen nicht geringen Anspruch verfolgt der Carinthische Sommer als Festival, das seit 1969 alljährlich im Sommer Künstler:innen aus aller Welt nach Kärnten einlädt, um Musik, Literatur und Diskurs auf höchstem Niveau zu erleben.
Als Teil des GO! 2025 Nova Gorica/Gorizia Capital of Culture program präsentiert der Carinthische Sommer Tamara Štajners neuen Text Slovalia – Eine Verkuppelung. Die slowenische Autorin und Musikerin Tamara Štajner, Kelag-Preisträgerin beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2024, hat diesen Text im Auftrag des Carinthischen Sommers für die Eröffnung der Ingeborg-Bachmann-Kuppel geschrieben. Sie bezieht sich darin auf einen autobiographischen Text Bachmanns, der die mehrsprachige Identität des Landes und seiner Menschen thematisiert, und nimmt ihn zum Ausgangspunkt einer poetologischen Erkundung. Dieser neue Text, ein Langgedicht in den Sprachen Slowenisch, Friulanisch, Italienisch und Deutsch, wird von der Kärntner Komponistin Anna Anderluh für Stimme und Autoharp vertont
06.05.2025 – 18 Uhr: Maja Haderlap (Lesung), Benny Omerzell / Leonie Humitsch (Tanzperformance)
Maja Haderlap ©Karlzeinz Fessl I Benny Omerzell/Leonie Humitsch ©ManuelPeric_SamStrauss
Nachtfrauen (Lesung)
In eindringlichen Bildern erzählt Maja Haderlap in ihrem neuen Roman aus dem Lben dreier Generationen von Frauen, von ihren Verstrickungen in aufgezwungene und verinnerlichte Leitbilder und ihrem Ringen um Autonomie. Die Geschichte der Nachtfrauen ist eine der Verluste, des Schweigens und der Schuld, in der trotz allem die Nachsicht und der Respekt füreinander, vielleicht sogar die Liebe, nicht aufgegeben werden.
“SWEEPING FROM THE INSIDE OUT “ (Tanzperformance)
Sorgen, Ängste, Zweifel. Sie vereinnahmen uns, bündeln sich, lassen uns erstarren, machen uns machtlos und taub. Sie hemmen und lähmen uns. In so vielen Lebenslagen. Seit so vielen Generationen. Und dennoch brauchen wir sie. Um zu leben. Um zu erfahren, was es heißt glücklich zu sein. Unbeschwert und frei. Wir tragen sie in uns und oftmals halten wir sie so fest wie kostbare Schätze, die nicht verloren gehen dürfen. Wir schützen sie mit Hilflosigkeit und Misstrauen – Werkzeuge, mit denen uns Verletzung und Enttäuschung ausgestattet haben. Sweeping from the Inside Out beschäftigt sich mit dem nach Außenkehren des Innern, von Dingen, die uns bewegen, ängstigen oder erleichtern. Die Sprache, die Musik und Tanz dafür finden, wird durch die Bachmann Kuppel als zusätzliche Dimension erweitert. Als Inspirationsquelle der Performance dient eines der wenigen unveröffentlichten Gedichte Ingeborg Bachmanns aus dem Jahre 1945. Die beiden Künstler:innen greifen Textfragmente und damit verbundenen Assoziationen und Metaphern auf und begegnen sich damit in, um und durch die Kuppel. (Eine Produktion von freitanz – Verein für zeitgenössische Tanzprojekte, 2025.)
04.06.2025 – 18 Uhr: Anna Baar (Lesung), Andrea K. Schlehwein / NETZWERK AKS (Tanzperformance)
Anna Baar ©Johannes Puch I [FIGUR X]_.©Jens August @andreakschlehwein
Die Farbe des Granatapfels (Lesung)
„Ich fresse Kreide, bis mir übel wird, werfe ihr nicht an den Kopf, wie sehr es mich abstößt, dieses Wir und Ihr, bei dem ich nur noch mit den anderen mitgemeint bin. Unsere Liebe war wie einer, der fortgegangen ist und über dessen Verbleib man nichts weiß. Es wäre besser, er wäre gestorben, sagen die Verwandten dann.“
Als ob sie träumend gingen (Lesung)
Geh in die größere Geschichte! Die Frage ist nicht »Wie hast du gekämpft?« Sie lautet »Wie hast du geliebt?«
Ein Augenblick von Ewigkeit, an dem das Leben stillzustehen scheint. Etwas Großes, das sich der Erinnerung verschließt. Der Held des Romans tastet sich an seine Erinnerungen heran, indem er sie auf Band spricht. Erst als er im Sterben liegt, dämmert ihm, was an jenem Tag geschah – oder war alles ganz anders?
Vor der Kulisse einer versunkenen Welt erzählt Anna Baar vom Irren zwischen der Sorge um sich selbst und der Rücksicht auf andere, von den Zumutungen und Verheerungen gesellschaftlicher Moral, von Mutproben, Heldentum und menschlichem Versagen, von Gehorsam und Widerstand.
Vom Zentrum zur Peripherie und zurück (Tanzperformance)
Umarmungen, Trennungen, Wiederbegegnung.
Unvermittelte Aufbrüche und Wendepunkte, die die Bedeutung des Hier und Jetzt umreißen. Verlagerungen, Verschiebungen, der Wunsch nach Veränderung.
Kreuzungen markieren neuralgische Punkte, verlangen Entscheidungen.
Die individuelle Perspektive verliert sich in dynamischen Interaktionen, Konflikte eskalieren, wechseln ab mit unvermittelten Momenten der Empathie. Eine energetische Mischung, ein Zusammenprall von Ordnung und Chaos. Körper im urbanem Außenraum, Verletzlichkeit auf Asphalt, in einer fieberhaften Suche nach etwas Echtem.
Die Rolle der Liebe als ultimative Ziellinie.
Die Ingeborg Bachmann Kuppel ist mehr als nur ein ‚Ort, sie ist Protagonistin; dient als physisches Zentrum, als visueller Kompass von dem ausgehend, zu dem zurückkehrend, sich der Tanz den Außenraum erobert, sich die unterschiedlichsten, choreografischen Situationen entfalten und wieder auflösen. Immer das Publikum im Blick, das selbst Teil des Geschehens und der Spiegelung ist.